Babyboomer als Mentoren.
Shownotes
Deutschland ist im Abwärtstrend, besagen Kompetenz-, Schul- und Bildungsstudien. In zehn Jahren landet die jetzige Schüler-Generation als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin bei Ihnen im Unternehmen. Alarmstufe rot in Folge 5. Eine Analyse und eine gar nicht so abwegige Idee mit Aladin El-Mafaalani, Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund.
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00:00:00: Bildung X-Business, der Podcast.
00:00:04: Seit mittlerweile zehn Jahren sehen wir einen negativen Trend bei allen Kompetenzemessungen.
00:00:17: Ich weiß nicht, ob Ihnen das klar ist, dass es in allen Bundesländern runtergeht, in allen Jahrgangsstufen runtergeht,
00:00:23: bei Jungs geht es runter, bei Mädchen geht es runter, bei jedem Bundesland gehen die Ergebnisse runter,
00:00:29: in den Grundschulen gehen sie runter, in den Weiterfühlen schulen geht es so,
00:00:33: es gibt keine Studie, die keinen Abwärts-Trend zeigt.
00:00:36: Deutschland im Abwärts-Trend in Sachen Bildung sagen alle Kompetenz- und Bildungsstudien wie PISA, Iglu, TIMS, ICI LS und wie sie alle heißen.
00:00:48: Und das hat Konsequenzen für sie als Unternehmerin oder Unternehmer.
00:00:52: Die schlechtesten Ergebnisse, die jemals gemessen wurden, bei PISA wurden vor zwei Jahren gemessen.
00:00:58: Das heißt, dieser Jahrgang, der gemessen wurde, der kommt noch zu Ihnen.
00:01:02: Und die schlechtesten Ergebnisse aller Zeiten in der Grundschule wurden vor drei Jahren gemessen.
00:01:08: Die würden also ungefähr in zehn Jahren bei Ihnen landen.
00:01:11: Damit herzlich willkommen zu Folge 5 des Podcasts Bildung X-Business.
00:01:18: Aladin Elmar Falani ist Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund.
00:01:25: Autor und Herausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Schriften und Bücher, mehrfach ausgezeichnete Forschungsarbeiten,
00:01:32: Preise für sein öffentliches Wirken und sogar Träger des Bundesverdienstkortes.
00:01:37: In seinem Vortrag den Aladin Elmar Falani auf dem Bildung X-Business Festival hält,
00:01:43: erzählt er einleitend über die Lebenswelten von Kindern, früher und heute.
00:01:48: Digitalisierung hat Kindheiten ganz stark verändert. Sozial, aber auch kognitiv, motorisch.
00:01:54: Digitalisierung ist die eine Sache. Viel intensiver steigt Aladin Elmar Falani aber beim Thema Diversität ein.
00:02:01: Aladin Elmar Falani hat mit seiner Forschung nämlich herausgefunden,
00:02:05: dass die kommenden Arbeitnehmergenerationen noch viel internationaler daherkommen als bisher gedacht.
00:02:12: Er hat sich nämlich Migrationshintergründe in Schulen genauer angesehen.
00:02:17: Die Grundschulen haben an Diversität und Internationalität die Dachskonzerne immer überboten.
00:02:23: Mit 200 Kindern überbieten die 20.000 Beschäftigte an Diversität.
00:02:28: Eine plakative Aussage und bestimmt trifft sie auch nicht auf jede Schule zu, aber auf manche eben schon.
00:02:35: Und die aktuellen Statistiken zeigen auch nur begrenzt auf,
00:02:38: dass es immer mehr Arbeitnehmende mit Migrationshintergrund geben wird in Zukunft.
00:02:43: Wenn man natürlich sagt, Frau 70 Prozent haben keinen Migrationshintergrund, 30 Prozent haben einen Migrationshintergrund,
00:02:49: denkt man sich, man hat was verstanden.
00:02:51: Das Ding ist nur, bei den Kindern ist es viel mehr.
00:02:54: Das heißt, wenn heute 45 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben,
00:02:57: klammer auf, dritte und vierte Generationen ist da noch gar nicht eingerechnet,
00:03:00: dann wird es in 10, 15 Jahren sind die Erwachsene.
00:03:05: Dann haben Erwachsene zu 45 Prozent Migrationshintergrund.
00:03:08: Also diese Dynamik muss man verstehen.
00:03:10: Natürlich haben Migrationshintergründe auch Auswirkungen auf die Sprachen, die gesprochen werden.
00:03:15: Aladin Elmar Falani.
00:03:17: Damit wir den Großteil erfassen können, reicht es nicht mehr wie früher zwölf Länder,
00:03:21: also die üblichen Gastarbeiter, Anwerbungsstaaten zu nehmen.
00:03:24: Sollten mittlerweile müssen wir 80 Staaten berücksichtigen,
00:03:28: damit wir den Großteil...
00:03:30: der Migranten, besonders bei Kindern und Jugendlichen, erfassen. Deswegen sprechen
00:03:33: die auch so viele Sprachen. Am Ende sind es sogar mehr Sprachen als Herkunftsländer,
00:03:38: zumindest an den Schulen, dem Forschungsfeld von Aladdin Elma Falani.
00:03:42: Themenwechsel. Zu unseren Institutionen. Die sind multifunktional erklärt er.
00:03:51: Warum multifunktional? Das, was Mütter und Väter historisch gesehen klassischerweise gemacht
00:03:56: haben, war, Kinder haben eigentlich keinen Platz in unserer Gesellschaft. Die dürfen nicht
00:04:00: selbst einkaufen, die dürfen nichts eigentlich machen. Und das, was die Funktion von Eltern war,
00:04:05: wenn man das jetzt mal functionalistisch beschreibt, ist multifunktional, die Brücken zu schlagen
00:04:10: zwischen Kind und der gesamten Welt. Wenn was Juristisches zu tun war, wenn das Gesundheitsliches
00:04:16: zu tun war, sie haben sie angemeldet hier, sie haben sie angemeldet dort, die Eltern haben die
00:04:21: Brücke zwischen Gesellschaft und Kindern geschlagen. Und wenn jetzt die Kinder immer früher, mittlerweile
00:04:27: ab anderthalb zwei Jahren in Bildungsinstitutionen sind und täglich immer länger da drin sind,
00:04:34: dann muss alleine nur aufgrund dieser Zunahme der Zeit ein Teil der Familie ersetzt werden,
00:04:40: nicht ergänzt. Fazit. Arbeitswelten verändern sich, Lebenswelten verändern sich, Funktionalitäten
00:04:48: verschieben sich. Das erfordert, dass wir umgestalten. Institutionen, Organisationen, Betriebe, um
00:04:56: diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Also die Institutionen müssen Lebens- und Lernort sein,
00:05:00: sowie Betriebe ja auch zunehmend ein Lern- und Arbeitsort sein müssen. Und mindestens den
00:05:06: Lebensort muss man mitgestalten können. Und das funktioniert nur mit multiprofessioneller
00:05:12: Kooperation. Ganz viele müssen mitmachen. Und wenn Elmar Valani sagt, ganz viele müssen mitmachen,
00:05:18: dann meint er nicht nur Unternehmerinnen und Unternehmer oder Menschen, die Organisationen
00:05:23: führen, sondern er sieht das als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und für die Idee, die er am Ende seines
00:05:31: Vortrags parat hält, visiert er die Generation Baby Boomer an. Design überhaupt nicht so,
00:05:37: wie Senioren früher waren, sagt er. Die Baby Boomer von heute sind nämlich digital und international
00:05:43: aufgestellt. Und sie gehen bald in Rente. Sie könnten künftig mit Verantwortung übernehmen und die
00:05:50: professionellen Fachkräfte bei der Arbeit unterstützen. Bei den Jüngsten und im Schulkontext,
00:05:55: indem sie einzelne Kinder individuell fördern und betreuen, nämlich Elmar Valani's Idee,
00:06:01: die Baby Boomer Generation als Mentoren. Wenn die Baby Boomer jetzt in Rente gehen, wenn wir
00:06:09: jetzt mal den schönsten Fall, die sind alle in Rente, wir sind es also zehn Jahre weiter. Und nur
00:06:14: zehn Prozent der Baby Boomer wäre bereit, Mentor eines Kindes zu sein. Und wenn man Enkelkinder hat,
00:06:23: reicht das schon. Man muss kein zweites nehmen. Dann hätte jedes Kind in der Kita oder in der
00:06:29: Grundschule einen persönlichen Mentor. Und jeder Mentor hätte nur ein Kind. So einfach könnte
00:06:37: das sein. Zehn Prozent würden schon reichen. Ja, das war's mit Folge fünf des Podcasts Bildung
00:06:43: X Business am Mikrofon Maria Zankow. Tschüss, bis zur nächsten Folge.
00:06:47: [Musik]
00:06:54: Copyright WDR 2020
00:06:56: [Pause]
00:06:58: Diese Spiele WWE-Aufregung hat 14/19/19 gehörig gemacht.
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