Rechtsextremismus im Betrieb.

Shownotes

Ein Drittel aller Beschäftigten hat laut aktueller Umfrage schon mal rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz wahrgenommen. Leider werden viel zu wenig Maßnahmen im Arbeitskontext dagegen ergriffen, weiß Sophia Fresen von Gesicht Zeigen! e.V.. Wir alle müssen proaktiver an das Thema ran. Mit Vernetzung, Weiterbildung und aktualisierten Leitbildern in den Betrieben.

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00:00:00: Bildung X-Business, der Podcast.

00:00:04: Rechtsextreme Einstellungen machen auch vor Werktoren, Büroräumen, Kitas oder dem Einzelhandel nicht halt.

00:00:18: Und das beeinflusst das Arbeitsklima. Das sollte sie als Unternehmerin oder Unternehmer interessieren,

00:00:24: denn wenn es erstmal passiert ist, ist natürlich die Frage, wie reagieren sie?

00:00:28: Darum geht es in dieser Bildung X-Business Podcast Folge 8.

00:00:32: Die Otöne für diese Serie stammen alle von Rätnerinnen und Rätnern beim Festival der Berliner Wirtschaft.

00:00:38: Und da präsentierte sich auch der Verein Gesichtzeigen.

00:00:42: Gesichtzeigen e.V. engagiert sich seit über 20 Jahren deutschlandweit gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus.

00:00:50: Hier arbeitet Sophia Friesen und die stellt erstmal fest,

00:00:54: Es gibt viel zu wenig Daten in diesem Bereich.

00:00:59: Und darum haben Sophia Friesen und Kolleginnen von Gesichtzeigen selbst eine erste Bestandsaufnahme zum Phänomen,

00:01:06: Rechtsextremismus in Wirtschaft und Arbeitswelt gemacht und eine repräsentative Umfrage mit zum Ludwig Erhardhaus gebracht.

00:01:14: Die Studie heißt "Unternehmen in Verantwortung", Erscheinungsdatum Juni 2024

00:01:21: und befragt wurden 2500 abhängig Beschäftigte und 2000 privatwirtschaftliche Entscheiderinnen und Entscheider.

00:01:29: Zentrale Frage

00:01:31: Haben Sie ja im Arbeitsplatz jemals Rechtsextreme, also nationalistische, rassistische, antisemitische,

00:01:38: den nationalen Sozialismus verhabenlösende oder demokratiefeindliche Einstellungen wahrgenommen?

00:01:43: Ganz deutlich sagt Sophia Friesen noch, es geht nicht um militante, gewalttätige Aktionen,

00:01:50: sondern vor allem um Einstellungen, also letztlich um Sprüche, Äußerungen, Bemerkungen oder Ähnliches,

00:01:56: die ein Mitarbeiter vielleicht mal im Arbeitskontext gemacht hat.

00:02:00: Das sagt jede dritte Beschäftigte in Deutschland oder jeder dritte Beschäftigte ja,

00:02:05: ich habe an meinem Arbeitsplatz schon einmal rechtsextreme Einstellungen wahrgenommen

00:02:09: und 7,7% waren sogar persönlich getroffen.

00:02:13: Oha!

00:02:14: Nächste Frage aus der Erhebung. Auf welche Bereiche würde sich die Verbreitung rechtsextreme Einstellungen eigentlich negativ auswirken?

00:02:22: Hier sagen vor allen Dingen die abhängig Beschäftigten, besonders auf das Betriebsklima und den kollegialen Zusammenhalt,

00:02:30: würden sich rechtsextreme Einstellungen negativ auswirken.

00:02:33: Und was wurde in den Betrieben der Befragten getan, wenn sich jemand rechtsextrem geäußert hatte?

00:02:39: Wir haben viel zu wenig getan, 17% haben angegeben, ja es wurde geambelt.

00:02:44: Bei fast 60% haben gesagt, nein es gab keine Handlung und da ist natürlich noch diejenigen, die gesagt haben, weiß es nicht.

00:02:52: Sophia Fresens Appell an die Unternehmerschaft lautet.

00:02:57: Genau, wir sagen Unternehmen müssen nicht nur Gesicht zeigen, sondern sie müssen auch Verantwortung übernehmen.

00:03:02: Natürlich ist es schwierig, wenn man gar nicht weiß, wie das gehen kann.

00:03:05: Und jetzt können wir endlich eine Brücke schlagen zu einer guten Nachricht, wenn nämlich Maßnahmen ergriffen werden.

00:03:11: werden, dann sind die extrem erfolgreich. "Erfolgreich" heißt, so wurde das in der Studie

00:03:17: abgefragt, hat es sich wiederholt. 74,6 Prozent gesagt, ja sie waren erfolgreich. Und das ist ja echt

00:03:24: phänomenal, wenn man sich das überlegt. Also es müsste sein, jedes Mal, wenn irgendein Rechtsextremer

00:03:29: Vorfall passiert, muss unbedingt gehandelt werden, weil es ist eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit,

00:03:34: das ist dann nicht wieder zu einem Rechtsextremen Vorfall kommt. Und das ist genau das Ziel

00:03:38: von Gesicht zeigen. Und welche Maßnahmen sind es, die da gut funktionieren? Kündigung und Entlassung

00:03:44: sind laut Erhebung auf Platz 1 der wichtigsten Maßnahmen. Allerdings, wenn Kündigung und Entlassung

00:03:50: auf Platz 1 der wichtigsten Maßnahmen sind, dann waren das wirklich krasse Vorfälle. Weil bis

00:03:56: sich jemanden kündigen oder entlassen kann, da muss wirklich einiges passiert sein. Und so weit

00:04:02: sollte es im besten Fall ja gar nicht kommen. Auf Platz 2 sind direkte Ansprache, persönliche

00:04:11: Gespräche und Kommunikation. Das war die wichtigste Maßnahme für 23,4 Prozent der Leute. Also es ist

00:04:19: extrem niedrigschwellig und trotzdem kann das sehr wirksam sein. Und das ist etwas, dass wir alle

00:04:26: lernen und üben müssen. Demokraties wie Muskel, wir müssen mal trainieren. Also man muss trainieren,

00:04:32: zum Beispiel zu widersprechen oder in Situationen gut argumentieren zu können. Das kann ich nur,

00:04:37: wenn ich das mal irgendwie in einem Setting geübt habe. Die Botschaft von Gesicht zeigen,

00:04:41: EV ist glasklar. Wir müssen weiter und Fortbildungsangebote schaffen. Und die müssen dann natürlich

00:04:48: auch genutzt werden. Zweitens weiß Sophia Frezen aus ihrer Studie. Arbeitnehmende wünschen sich auch

00:04:54: das Engagement des Arbeitgebers und zwar in Form von öffentlichen Statements oder Positionierungen für

00:05:00: die Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit. Dann Verankerungen im Leitbild und in der Strategie,

00:05:06: aber auch Entwicklung erst mal eines Verhaltenskodexen, so Sachen, die genannt werden. Und zu schauen,

00:05:10: sind da eigentlich so Dinge wie Demokratie, Wertschätzung und Respekt verankert, auf die ich mich

00:05:16: dann beziehen kann, wenn ich zum Beispiel Entscheidungsfälle. Und was die Wirtschaft noch braucht,

00:05:21: Vernetzungsangebote, um sich zum Thema Rechtsextremismus im eigenen Betrieb austauschen zu können. Und zwar

00:05:27: am besten, bevor der Handlungsdruck entsteht und die Stimmung im Betrieb in den Keller geht.

00:05:32: Kurze Zusammenfassung. Kernaussagen der Studie. Jeder dritte Beschäftigte in Deutschland hat

00:05:41: bereits rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz wahrgenommen. In nicht einmal einem von fünf

00:05:47: vielen Fällen wurden bei rechtsextremen Vorfällen im Arbeitskontext Maßnahmen ergriffen und das,

00:05:52: obwohl getroffene Maßnahmen von einer großen Mehrheit als erfolgreich eingeschätzt werden.

00:05:57: Wir alle müssen also proaktiver an das Thema ran, mit Vernetzung, Weiterbildung und

00:06:03: aktualisierten Leitbildern in den Betrieben. Das war Folge 8. Bis morgen, da kommt schon die

00:06:10: nächste Folge raus. Mein Name ist Maria Zankoff. Tschüss.

00:06:13: [Musik]

00:06:18: [Musik]

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